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[S122] Kinzigtal Nachrichten (online archive), Fuldaer Zeitung, 15.02.2014 Von unserem Mitarbeiter Georg-Wilhelm Hanna.
Henry Bolander wurde vor 184 Jahren in Schlüchtern geboren
Ein gebürtiger Schlüchterner erfährt im Amerika des 19. Jahrunderts Respekt als namhafter Botaniker. Ohne eine Krankheit wäre es womöglich nie dazu gekommen.
Henry Nicholas Bolander erblickte als Heinrich Nikolaus Bolender am 22. Februar 1830 in der Schlüchterner Pfarrgasse um 3 Uhr morgens das Licht der Welt. Ihm zu Ehren wurde die Lilienart "Lilium bolanderi" benannt.
Die Eltern des späteren deutsch-amerikanischen Botanikers waren der Bäckermeister Ludwig Bolender und Maria Catharina, geborene Lotich und verwitwete Freund. Getauft wurde er am 17. März. Paten waren Nikolaus Bolender und Schuhmachermeister Heinrich Lotich.
Im Alter von 15 Jahren wanderte Bolender 1846 in die Vereinigten Staaten aus und führte fortan einen amerikanisierten Vor- und Zunamen. Auch wurden seine Geburtsdaten nicht korrekt übermittelt. Bestärkt durch seinen Onkel trat er in das lutherische Seminar in Columbus, Ohio, ein. Dort war 1830 das "German Theological Seminary" gegründet worden, das heute Trinity Lutheran Seminary bezeichnet wird.
Nach dem Studium wurde er zwar ordiniert, aber nie als evangelischer Pfarrer eingesetzt. Vielmehr begann er 1851 an deutsch-englischen Schulen zu unterrichten. Von seinem Nachbarn Leo Lesquereux (1806-1889), einem Schweizer Paläobotaniker und Bryologen, wurde er in die Botanik eingeführt.
Nach einigen Jahren der Krankheit wurde Bolander ein klimatischer Wechsel empfohlen. Daraufhin zog er 1861 nach Kalifornien, wo er viele Mitglieder der California Academy of Sciences und des State Geological Surveys kennenlernte. 1864 begann er zusammen mit William Henry Brewer (1828-1910) eine botanische Sammlung anzulegen, er sammelte Pilze und Blütenpflanzen und entwickelte sich zu einem Spezialisten für Gräser.
Bolander veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Publikationen zu den kalifornischen Gräsern in den "Proceedings of the California Academy of Sciences" und einen "Catalogue of Plants Growing in the Vicinity of San Francisco" (1870). Ab 1871 war er wieder als Lehrer tätig und wurde "State Superintendent of Schools". Dieses Amt behielt er bis 1875 inne. Daneben war er Herausgeber eines monatlichen Magazins "California Teacher". 1878 verließ Bolander Kalifornien und reiste mehrere Jahre. Er besuchte Guatemala, Chile und Peru, höchstwahrscheinlich aber auch Südafrika, Madagaskar und Europa.
1883 zog er nach Portland im US-Bundesstaat Oregon, wo er bis zu seinem Tod am 28. August 1897 moderne Sprachen und Botanik an der "St. Helen's Hall and Bishop Scott Academy" unterrichtete. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet "Bol." Verheiratet war er mit Anna M., geboren 17. Januar 1823, gestorben 28. Mai 1897.